25. Oktober 2015 - 23. November 2015
mit Anne Schiffer, Beat Huber, Ron Temperli
Ab vom Schuss – das ist Wülflingen heute. Ein schöner, unscheinbarer Vorort mit wenig Kontur – hier wohnt man, hier schläft man. Einzig die Wespi Mühle, die Arbeiterhäuser im Quartier Nägelsee und der etwas gross geratene Bahnhof lassen erahnen, dass Wülflingen im Zuge der Industrialisierung einst Grosses im Sinn hatte. Wülflingen-Paris lautete der Slogan, mit dem die Politiker um 1900 für den Bau des Bahnhofes die Werbetrommel rührten. Aber der Traum von Weltanschluss verblasste bald. Von wirtschaftlichen und anderen Krisen gezeichnet, mussten die Wülflinger Industriebetriebe ihre Tore schliessen, die Gebäude wurden umgenutzt. Fortan hat man das Feld von prosperierender Industrie und Aufschwung anderen überlassen. Doch was ist vom alten Produktionsgeist übrig geblieben? Wohin haben sich die grossen Worte und die kühnen Träume verlagert und was können derlei geplatzte Träume und eine abgewanderte Innovation bewirken?
Im Sinne einer produktiven Reanimation denkt die Ausstellung „Paris-Wülflingen” über die Bedingungen von Produktion, Markt, Fortschritt und Wandel an einem bestimmten Ort nach. Erste Station des nomadischen Kunstraumes eggn’spoon ist das Untergeschoss des Kulturraumes Oxyd – als einstige Kunstdüngerfabrik, Konsumlager und Garage selbst ein unmittelbarer Zeitzeuge dieser kleinen Industriegeschichte. Von hier aus blicken wir zurück, knüpfen an und befragen den Ort.
Die drei eingeladenen KünstlerInnen Anne Schiffer (NL), Beat Huber (CH), Ron Temperli (CH), jonglieren klug, aber auch verspielt und witzig mit den vorgefundenen Versatzstücken im Spannungsfeld von gestern und heute und entwickeln ihren je eigenen Blick auf dieses Stück Peripherie. Sie rücken die Ränder des Geschehens ins Zentrum und verweisen gleichzeitig auf ein konstantes Thema innerhalb der Kunst: die künstlerischen Produktionsbedingungen, die Produktion von Kunst selbst und die Auseinandersetzung mit Orten und deren Besonderheiten.
eggn’spoon: Nadja Baldini, Luzia Davi, Anna Kanai